
Ausgezeichnet
Ein Haus will nach oben – Holzbau macht´s möglich
Denken Sie auch, ein Schwarzwaldhaus sei verträumt und romantisch? Genau so wirken diese Höfe ja auch auf den Betrachter. Tatsächlich aber sind sie für härteste Bedingungen ausgelegte bäuerliche Schutz- und Wirtschaftsbauten – geprägt von einer einzigartigen, für Landschaft und Klima typischen Bauweise, die über Jahrhunderte perfektioniert wurde.
Schwarzwaldhäuser: Mehr robust als romantisch
Schwarzwaldhäuser sind kombinierte Wohn-Stall-Gebäude, robust aus Vollholz errichtet und kompromisslos an die raue Umgebung angepasst: Strenge lange Winter, heftige Stürme und teils steile Hanglagen. Zum Schutz gegen die Witterung ist das schindelgedeckte Walmdach tief heruntergezogen, oft gibt es wegen der Schneerutschgefahr auf der Hangseite kaum Fenster. Das Erdgeschoss beherbergte früher sowohl den Wohn- als auch gleich daneben den Stallbereich, was den Vorteil einer Vierbeiner-Heizung brachte. Im gedrungenen Obergeschoss befand das Heulager; von dort warf man das Futter für die Tiere einfach durch eine Luke herab.
Wenn Denkmalschutz gegen Wohnwünsche steht
Die Original-Schwarzwaldhäuser die es heute noch gibt, stehen oftmals unter Denkmalschutz. So auch das der Familie Oehl. Schon lange wünschte sie sich, das Obergeschoss ihres Hofes auszubauen und als Wohnbereich nutzen zu können. Dieses Ansinnen wurde aber von der Denkmalschutzbehörde mehrfach abgeschmettert.
Das änderte sich, als der auf Gebäudeanhebungen spezialisierte Zimmererbetrieb von Hubert Nowack ins Spiel kam. Sein Konzept fand den Beifall der Denkmalschützer: Eine Anhebung des Daches und die Eingliederung eines Schwellenkranzes aus Schwarzwälder Tannenholz – eine Veränderung, die so gut ins Bild passt, dass sie eigentlich keine ist.
Zentimeterweise zu neuem Wohnraum – Risiko inklusive
Schritt für Schritt gelang es den Zimmerern, 70 cm zusätzliche Höhe herauszuholen. Dafür wurde das komplette Dach einschließlich der Außenwände vom Restgebäude abgetrennt und mit speziellen Hebesystemen behutsam nach oben gedrückt.
Ein echter Balanceakt: „Die ersten fünf Zentimeter waren sehr aufregend“, beschreibt Hubert Nowack die Anspannung bei den Arbeiten, „dann wussten wir, dass es klappt.“ So vergrößerte sich die Raumhöhe im Dachgeschoss von 1,80 auf 2,50 Meter – und im ehemaligen Heuboden wurde eine voll nutzbare Etage geschaffen, ohne den ursprünglichen Charakter des Hauses zu verändern.
Bildquelle: Jürgen Reiter