
Holz macht Schule – zum Vergnügen
Flexible Schule in Holzbau
Neues Klassen-Ziel: Als Ausweichquartier während der dringend nötigen Sanierung bezog das Bertolt-Brecht-Gymnasium in Darmstadt ein modulares Gebäude aus Holz. Und das bietet so viele Qualitäten, dass die Schulgemeinschaft die Zwischenlösung nicht als „Provisorium“, sondern als attraktives Zuhause für die Schulgemeinschaft erlebt.
Wenn eine Schule abgerissen und neu gebaut wird, braucht es für Hunderte von Schülern ein funktionierendes Ausweichquartier. Schließlich kann es keine Dauerferien geben, weil Maurer und Maler anrücken. Oft setzen die Schulträger dann als temporären Ersatz herkömmliche Stahlcontainer ein – eine eher freudlose Lösung, die den tristen Charme eines Speditionshofs verströmt.
Coole Schule mit warmer Atmosphäre
Anders in Darmstadt: Hier entschied sich die Kommune bewusst für ein innovatives Konzept von mobispace als Schulhaus auf Zeit – ganz aus Holz und mit einer Atmosphäre, die Kids und Lehrer gleichermaßen vom ersten Tag an begeisterte. Mit robustem, langlebigen Lärchenholz innen und außen, mit sichtbarer Holzkonstruktion und mit großen OSB-Wandplatten aus gepressten Hobelspänen. Dafür, dass man sich zwar von Holz umgeben, aber nicht wie in einer Holzkiste fühlt, sorgt ein Designkonzept, das lebendige Orange- mit eleganten Anthrazittönen kombiniert.
Hell und freundlich ist es im Inneren des zweigeschossigen Ensembles bei jedem Wetter – bodentiefe Fenster lassen viel Tageslicht in die Räume fluten. Durchaus nachvollziehbar also, dass die Elemente nicht Container, sondern Pavillons heißen. Das passt weitaus besser zum Stil und der inneren wie äußeren Qualität, die der Bau vermittelt.
Eine Stadt kommt schnell zur Schule
Die Bauzeit für die Interimsschule mit ca. 2.100 m² Fläche betrug inklusive spezifischem Innenausbau und Haustechnik lediglich vier Monate. Die Elemente wurden industriell vorgefertigt und im Darmstädter Bürgerpark in Holzrahmen-Bauweise zur finalen Form zusammengefügt. Neben der kurzen Bauzeit war auch die Kostenseite ein überzeugendes Argument bei der Entscheidung für eine Holz-Lösung. Dazu kam ein hohes Maß an Flexibilität: Zieht in den kommenden Jahren eine Schule mit höherem Raumbedarf ein, werden einfach weitere Elemente an die bestehende Struktur angebaut. Auch unter Umweltaspekten kann der Interimsbau Bestnoten verbuchen, denn das Gebäude erfüllt alle Anforderungen der EnEV (Energie-Einsparverordnung) und bietet verglichen mit Stahlcontainern deutlich bessere Eigenschaften in Punkto Ressourcenschonung und CO2-Bilanz.
Klasse Klima im Unterricht
Die positive Wirkung des Holzbaus spiegelt sich, finden viele Lehrer, auch im Verhalten der Schüler wider. Das Klima in den Klassen ist entspannter, ruhiger, konzentrationsfördernder, was unter anderem auch an der guten Akustik liegt. Wertschätzung für das Material Holz beweisen die jungen Nutzer von sich aus: Leichtfertige Beschädigungen oder Graffiti-Tags wie vielerorts üblich sind hier kein Thema. Nachhaltig, freut sich der Architekt Arne Steffen, sei das Gebäude ohnehin von Natur aus: Die verwendete Holzmenge wachse innerhalb von nur drei Minuten nach.
Zwei Jahre lang wird die Bertolt-Brecht-Schule mit ihren 570 Schülern in diesem Quartier bleiben. Dann kommen städtische Schulen zum Zug, wenn ihr eigenes Gebäude erneuert wird. Insgesamt ist für die Interimseinrichtung eine Standdauer von 10 - 15 Jahren geplant. Danach können die Räume neu aufgeteilt und als Vereinsheime, Jugendtreffs oder Kitas weiter eingesetzt werden. Ihre maximale Lebensdauer lässt eine langfristige Anschlussnutzung problemlos zu – sie liegt je nach Instandhaltung bei 50 bis 150 Jahren.
Schul-Weg – einmal andersrum
Während in der Stadt Darmstadt verschiedene Schulen der Sanierungsreihe nach das Interimsquartier im zentral gelegenen Bürgerpark beziehen, geht man im umgebenden Landkreis aufgrund der größeren Distanzen den umgekehrten Weg – mit einer mobilen Schule, die von Gemeinde zu Gemeinde wechselt. Diese „Wanderschule“ stammt ebenfalls von mobispace, dient als temporärer Bau während Sanierungsarbeiten und wird mitsamt ihren 24 Klassenzimmern je nach Bedarf an den nächsten Standort versetzt. Für Demontage, Transport und Wiederaufbau reichen die Sommerferien aus. Nach sechs Wochen erwartet dann neue Kinder eine Überraschung: die Schule, die zu ihnen kommt.