
Holzbau
Gewusst wie: Konstruktiver Holzschutz statt Chemie
Ob Wohnhaus, Kita oder Gewerbebau – um über viele Jahrzehnte in Bestform zu bleiben, braucht ein Holzhaus keine Extras wie zum Beispiel chemische Anstriche. Es braucht aber die richtige Planung und Ausführung. Also das, was Fachleute konstruktiven Holzschutz nennen. Denn der sorgt für eingebaute Widerstandfähigkeit gegen Wind und Wetter.
Was ist konstruktiver Holzschutz?
Konstruktiver Holzschutz bedeutet im Wesentlichen, dass die Konstruktion und die Anordnung der Bauteile von Holzhäusern gezielt darauf ausgerichtet sind, einen effektiven Schutz vor Feuchtigkeit und damit vor Pilzbefall herzustellen. Er wirkt gleichermaßen gegen Niederschlag, Tauwasser und UV-Strahlung – alles Faktoren, die im ungünstigen Fall das Holz und seine natürliche Widerstandkraft schwächen könnten. So kann dank intelligenter Bauplanung in den allermeisten Fällen auf chemische Holzschutzmittel verzichtet werden, was die baubiologischen Eigenschaften eines Holzhauses positiv beeinflusst.
Langzeitschutz mit Tradition
Durch moderne bauphysikalische Erkenntnisse und weiterentwickelte technische Möglichkeiten hat der konstruktive Holzschutz heute ein extrem hohes Niveau erreicht. Was an Know-how hinter konstruktivem Holzschutz steckt, ist allerdings keineswegs komplett neu. Denn schon vor Jahrhunderten wurden Holzhäuser von Baumeistern, Architekten und Zimmerern so gebaut, dass die Konstruktion ihr organisches Baumaterial vor Witterungseinflüssen und Feuchtigkeit schützte. Wie gut das bauliche „Prinzip Selbstschutz“ funktioniert, zeigen zahlreiche altehrwürdige Holzhäuser, die ohne jegliche Unterstützung durch chemische Substanzen in hartem Klima bestens überdauerten, beispielsweise in den Alpenregionen.
Von gestern ist der konstruktive Holzschutz deshalb aber noch lange nicht. Der moderne konstruktive Holzschutz wird ständig überarbeitet und weiterentwickelt, da sich auch die Anforderungen an die Dämmung oder Luftdichtheit der Gebäudehülle eines Gebäudes ändern und dies selbstverständlich auch bauphysikalisch berücksichtigt wird.
Konstruktiver Holzschutz – ganz konkret
Welche baulichen Holzschutzmaßnahmen an einem Gebäude vorgesehen werden, hängt von seinem Typ und der individuellen Konstruktion ab – konstruktiver Holzschutz ist Maßarbeit. Einige besonders wichtige Standard-Schutzmethoden gibt es aber dennoch:
- Trockenes Holz: Weist das Bauholz von vornherein eine niedrige Feuchte auf, so verringert dies auch langfristig die übermäßige Aufnahme von Feuchtigkeit aus Luft oder Niederschlag – was schädliche Pilze und Mikroben fürs Gedeihen bräuchten. Deshalb wird Holz, das für Bauteile eingesetzt wird, unter industriellen Bedingungen thermisch getrocknet, um eine Holzfeuchte unter 20 % zu erreichen.
- Beim Bau selbst steht der „organisatorische Holzschutz“ im Fokus: Es wird bei Lagerung und Erstellung darauf geachtet, dass das Holz nicht unzuträglich nass wird.
- Wirkungsvoller Regenschutz: Das Niederschlagswasser wird von den Holzoberflächen möglichst ferngehalten oder schnell abgeleitet. Dies wird unter anderem durch ausreichend dimensionierte Dachüberstände, Ablaufschrägen an horizontalen Flächen und spritzwassergeschützte Sockel erreicht.
- Schnelle Trocknung: Nach dem Regen muss möglicherweise eingedrungene Feuchtigkeit rasch aus dem Holz abtrocknen. Bei Dach- und Wandkonstruktionen sorgt dafür beispielsweise eine stetige, sichere Hinterlüftung.
- Geschützte Tragwerke: Die tragenden Teile eines Holzgebäudes sind so eingebaut bzw. verkleidet, dass Durchfeuchtung durch Bewitterung oder aus der Raumluft verhindert wird.
Fazit: Konstruktiver Holzschutz ist heute ein etabliertes Verfahren im Holzbau und nach der DIN-Norm 68800 sogar die präferierte Lösung für umweltverträgliches Bauen mit Holz – er funktioniert langfristig und nachhaltig.
Mehr Infos zum Bauen mit Holz und einigen Irrtümern finden Sie hier.
Bldquelle: Günter Menzl/AdobeStock (Hauptmotiv), KYNA STUDIO/Adobe Stock