
Ausgezeichnete Holzbau-Leistung
Wenn dem Preis die Stunde schlägt
Für jeden Zimmermann ein Traum, und sicher auch die größte Herausforderung seines Berufslebens: Die Restauration eines jahrhundertealten Glockenstuhls. Ein höchst anspruchsvolles Projekt – in fast 30 Metern über dem Kirchhof.
Ein Kulturdenkmal – originalgetreu restauriert
Lange hing die große Glocke schweigend im Hochsaler Kirchturm, der den liebevollen Beinamen „Alter Hotz“ trägt. Der tonnenschwere Bronzekörper war aus Sicherheitsgründen stillgelegt worden, weil das geschwächte Gebälk des Glockenstuhls den mächtigen Vibrationen eines Sonntagsgeläuts nicht mehr verlässlich standhalten konnte. Über die Jahrhunderte waren die hölzernen Deckenbalken und große Teile des Glockenstuhls durch Alterung und – über die undichten Schallöffnungen –֪permanent eindringendes Regenwasser schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Als Folge dieser Einflüsse, war eine bloße Reparatur an Ort und Stelle nicht erfolgversprechend. Gefragt war also Neues, das das Alte ersetzt. Und zwar originalgetreu.

Der Auftrag dazu ging an die Zimmerei Denz am Ort, einen eingesessenen Familienbetrieb mit 20 Mitarbeitern. Auch für diese erfahrenen Zimmerer stellte dieses Großprojekt eine ungewohnte Herausforderung dar – schließlich zählt die Kirche in Hochsal zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern der Region. „Ehrlich gesagt, ich hatte am Anfang noch gar keine Ahnung, was da auf mich zukommt“, blickt Inhaber und Restaurator Christian Denz heute zurück. „Es hat sich aber alles sehr gut entwickelt.“
Balken für Balken aus 27 Metern Höhe
Schnell wurde klar, dass nicht nur der aus Eiche gefertigte Glockenstuhl, sondern auch die tragenden Balkenlagen marode waren und saniert werden mussten. Balken für Balken, Zapfen für Zapfen wurde der bestehende Glockenstuhl deshalb erst dokumentiert, dann demontiert und über die Arbeitsplattform in luftigen 27 Metern Höhe abtransportiert. Wegen der beengten Arbeitsbedingungen rund um den Turm musste ein 200 t-Mobilkran anrücken, der in 30 Metern Entfernung Position bezog, um die Balken zu bewegen. „Diese Baustelle war schon etwas sehr Besonderes, allein wegen der riesigen Holzdimensionen“, erinnert sich der mitverantwortliche Zimmermeister Peter Kaiser.
In der Werkstatt ersetzten die Zimmerer dann, was beim besten Willen und allem Können nicht zu retten war, durch neu angefertigte Holzelemente, bis ins Detail präzise nach altem Vorbild. Immer mit der Maßgabe: So viel altes Holz wiederverwenden wie möglich, nur so viel neues Holz einsetzen wie unbedingt nötig.

„Ich war stolz, ein Zimmerer zu sein“
Nach Monaten intensiver Arbeit, die den beteiligten Zimmerern alles fachliche Können abverlangten, aber auch viel Freude bereiteten, konnte das Projekt erfolgreich abgeschlossen werden. Der „Alte Hotz“ übrigens klingt jetzt noch besser als je zuvor: In einer seiner Turmkammern werden künftig zwei statt nur einer Glocke läuten. „Als ich den Glockenstuhl das erste Mal in fertigem Zustand und mit den hängenden Glocken sah, ging mir das Herz auf, meine Augen leuchteten und ich war stolz, ein Zimmerer zu sein.“ freut sich Zimmermeister Christian Denz über das Happy End mit Holz.
Für die beispielhaft geglückte Restaurierung erhielt das Projekt den Sanierungspreis 2017 in der Kategorie Holz.
Neues Holz für den Alten Hotz: Die Zimmermeister selbst berichten über die preisgekrönte Sanierung
Bildquelle: augenblickart.com