
Restaurierung
Neue Pracht für die Tracht
Tracht und Tradition gehen gerade in Bayern Hand in Hand. Einen Trachtenverein gibt es in nahezu jeder Ortschaft, und die Brauchtumspflege ist quer durch alle Generationen lebendig – 165.000 Mitglieder gehören dem Bayerischen Trachtenverband an, 100.000 seiner Jugendorganisation. So viel Engagement braucht selbstverständlich ein Zentrum. Und das liegt in Holzhausen nahe Landshut.

Wo der Pfarrer Kühe hielt
In einem ehemaligen Viereckhof haben die organisierten Trachtler ein Zuhause gefunden. Das Ensemble hat eine interessante Historie. Es war bis 1986 eine „Pfarrökonomie“, das heißt: Der örtliche Pfarrer hielt auf seinem Hof Kühe, Schweine und Hühner. Es ging dort also recht rustikal zu. Nach der Auflösung der Pfarre begann der Hof allmählich zu verfallen.
Neues Leben zog Jahrzehnte später ein, als der Bayerische Trachtenverband das Areal übernahm. Mit viel Eigenleistung der ehrenamtlichen Mitglieder – es wurden etliche 10.000 unbezahlte Arbeitsstunden eingebracht – und guten Ideen entstand ein deutschlandweit einzigartiger Mittelpunkt für die Tracht- und Traditionspflege, der von Vereinen aus ganz Bayern genutzt wird, vor allem für Volkstanzkurse und Jugendarbeit. Zu den Angeboten gehört sogar ein Backhaus, in dem nach überlieferter Rezeptur Brot hergestellt wird.
Baustoff Holz – überall dabei
Holz spielt bei den renovierten Gebäuden, wie überall in der Region, eine wichtige Rolle. So finden in der ehemaligen Scheune – Bayern sagen natürlich zünftig Stadl – unter einem frei liegenden Dachstuhl regelmäßig kleine und große Veranstaltungen statt. In und an allen Häusern des Hofes begegnet man dem natürlichen Baustoff Holz in vielerlei Form, sei es als Verkleidung, als Mobiliar oder als Fenster. Auch die holzverkleideten Gauben, die dem Verwaltungsgebäude sein typisches Profil geben, und die klassisch rote Eindeckung mit Ergoldsbacher Großfalzziegeln passen hervorragend zum Thema Tracht und Tradition.
Dass bei aller Modernität auf dem Gelände einiges „Wie früher“ gehandhabt wird, sieht man im Innenhof: Mit etwas Glück kann man dabei sein, wenn der Trachtler-Nachwuchs genau in dem Beet Kräuter anpflanzt, in dem sie der Pfarrer einst auch erntete.

Bildquelle: Erlus