
Alter Schlachthof
Vom Lost Place zum Sanierungspreis
Fast 100 Jahre lang florierte der Regensburger Schlachthof, bis man in den 1990er Jahren den Betrieb wegen modernerer Konkurrenz einstellte. Danach lag das Areal mit seinen denkmalgeschützten Ensembleteilen mehr als zehn Jahre lang brach und teilte das Los vieler ehemaliger Industriegelände: Es verfiel vor sich hin.
Welch wichtige Bedeutung das Bauwerk einstmals in der Region innehatte, zeigt sich zum Beispiel im dreischiffigen Kreuzgratgewölbe und aufwendig gearbeiteten Gusseisenstützen im neuromanischen Stil – diese Architektur sollte nicht nur funktionieren, sondern auch repräsentieren. Das auffälligste Element des Schlachthofs bildet jedoch die 1928 errichtete Großviehmarkthalle, deren Dach in der berühmten Zollinger Lamellen-Holzbauweise ausgeführt worden war – einer günstigen und materialsparenden, dabei leicht zu realisierenden Technik.
Eine Ruine restaurieren – ein Fall für Spezialisten
Als die Stadt Regensburg beschloss, die große Halle zu sanieren und diese in ein attraktives Veranstaltungszentrum umzuwandeln, hatten die Jahre der Nichtnutzung und der Zahn der Zeit dem Gebäude bereits so stark zugesetzt, dass akute Einsturzgefahr bestand.
Mit der Sanierung wurde die Bennert GmbH aus Klettbach betraut. Das Unternehmen ist auf Denkmalpflege und Bauwerksanierungen spezialisiert und in ganz Europa aktiv. Zu seinen Referenzen zählen unter anderem das Brandenburger Tor und Schloss Neuschwanstein.
„Schon ein schockierender Anblick“
Trotz aller Erfahrung sah sich das Sanierungsteam im alten Schlachthof einigen echten Herausforderungen gegenüber: „Als wir das Objekt zum ersten Mal besichtigten, war das schon ein schockierender Anblick“, erinnert sich Bauleiter Mike Detzner. „Außenwände standen außer Lot, waren teilweise auch schon eingestürzt, und im Dachbereich gab es massive Schäden und Verformungen.“
Vor allem die Sanierung des Daches erwies sich als anspruchsvolle Aufgabe. Denn das Tragwerk eines Zollinger-Daches ist im Gegensatz zu vielen anderen historischen Dächern nicht überwiegend mit großen schweren Balken, sondern kleinteilig aus Hunderten von Holzelementen konstruiert. „Die Genauigkeit, mit der unsere Zimmerer hier arbeiten mussten, war schon außergewöhnlich.“ erinnert sich Mike Detzner. Marode Teile wurden fachgerecht repariert oder ganz ausgetauscht, oberhalb der Zollinger-Konstruktion kam eine neue Überdachung hinzu.
Eventkultur unterm sanierten Dach
Dank moderner Dämmung und umweltfreundlicher Haustechnik erfüllt das Bauwerk jetzt auch zeitgemäße Wünsche hinsichtlich Nachhaltigkeit und Energieeffizienz – und bietet einem Veranstaltungszentrum ein eindrucksvolles Zuhause. Für die gelungene Rekonstruktion erhielt die Bennert GmbH den Sanierungspreis 2019 in der Kategorie Holz.
Interessante „Vorher / Nachher“-Aufnahmen und einen Blick ins Gebäude bietet ein Video zum Projekt:
Bildquelle: Hans Bauer